Samstag, 21. Januar 2012
Zu Hause
In letzter Zeit bist du wieder oft hier. Du gehst fast gar nicht mehr.

Du bist so traurig meine Liebe, da möchte ich nicht, dass du alleine bist.

Du musst gehen, du musst unbedingt gehen. Du musst mich allein lassen.

Dann darfst du mich nicht reinlassen. Dann musst du mich wegschicken. Dann wärst du allein. Aber das kannst du nicht. Das wirst du nie können, egal, wie sehr du es möchtest, egal, wie sehr du dich bemühst. Es wird dir nie gelingen. Denn du brauchst mich, du brauchst mich so sehr und das weißt du auch.

Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich.

Nein Schatz, du liebst mich. Du liebst mich so sehr, so über die Maße. Ich glaube dir, dass du hasst, was ich mit dir mache. Aber ich verspreche dir, ich werde dir niemals mehr zumuten, als du tragen kannst.

Aber es ist so schwer, es ist so wahnsinnig schwer.

Deshalb bin ich immer bei dir.

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Gewöhnung
Nachts. Die Straßen sind menschenleer. Ich gehe durch die Stadt. Ich gehe nach Hause. Ich gehe allein. Ich gehe ohne Angst.

An das erste Mal kann ich mich noch gut erinnern. Die Straßenbahn fährt, knapp verpasst. Die nächste kommt erst in zwanzig Minuten. Hm, bis nach Hause brauche ich zu Fuß zwar fast eine halbe Stunde, es würde sich also nichts nehmen, zu warten oder zu laufen, aber ich möchte nicht warten.

Es ist keine sichere Gegend, in der ich wohne. Nachts. Allein auf der Straße. Das ist mir bewusst, aber ich gehe los. Ich tu es, wie so vieles andere auch. Mir passiert nichts. Mir passiert niemals irgendetwas. Ohne Höhen, ohne Tiefen.

Schritte. Hinter mir. Mein Puls geht hoch. Immer schneller werden meine Beine. Angst vor jedem Schatten, vor meinen Schatten. Ich bin vollkommen außer Atem, als ich die Wohnungstür hinter mir zuschlage. Aber nur die ersten Male.

Jetzt kann ich nachts vollkommen entspannt nach Hause gehen. Ich habe keine Angst mehr, ich bin bereit, ich bin frei.

Aber mir passiert nichts. Mir passiert niemals irgendetwas. Ich tue nur manchmal Dinge. Aber mir passiert nichts. Mir passiert niemals irgendetwas. Ohne Höhen, ohne Tiefen.

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