Dienstag, 17. Januar 2012
Zu Hause
Du bist wieder da?

Ich habe dir doch gesagt, dass ich zurückkomme.

Aber ich wollte gar nicht, dass du wiederkommst.

Ich weiß. Nichtsdestotrotz halte ich mein Wort.

Wann gehst du wieder?

Das liegt ganz bei dir.

Ach, wiederkommen tust du immer, ob ich möchte oder nicht. Aber entscheiden, wann du gehst, kann ich selbst?

Nun, es klopft. Du weißt, dass ich an Tür stehe und du öffnest. Warum?

Hm, ich bin mir nicht sicher. Vielleicht hoffe ich, jemand anderes wartet da draußen auf mich.

Nun gut, hoffen kann man viel. Wir kennen uns jetzt so lange, du kennst mein Klopfen und du öffnest.

Vielleicht denke ich, du hättest deine Meinung über mich revidiert.

Aber meine Liebe, in dem Moment, in dem wir uns wieder gegenüberstehen, bestätigt sich meine Überzeugung. Wie sollte sich da meine Einstellung ändern?



Würdest du auch nur einmal nicht Öffnen, hätte ich meine Achtung vor dir zurück. Aber du lässt mich rein. Jedes Mal.
An dem Punkt, an dem ich dich nicht mehr besuchen komme, dort hätte ich meine Meinung über dich geändert. Früher oder später klopft es.

Vielleicht liebe ich dich.

Warum freust du dich dann nicht, mich zu sehen?

...

Vielleicht, vielleicht, mein Herz, du musst vielleicht unbedingt löschen.

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Samstag, 14. Januar 2012
Besser du rennst
„Wir brauchen ein bisschen mehr Disziplin, meinst du nicht auch?“. Ich kann nicht mehr, ich will aufhören. Aber ich tu es nicht, wie so vieles andere auch. Immer wieder Bäume, die an mir vorbeiziehen. Eine Lichtung gleicht der anderen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich schon durch den Wald laufe. Meine Beine werden schwerer, die Seite sticht, aber ich renne weiter. Anhalten, jetzt, sofort, aber ich tu es nicht.

Es wird einfacher, ich bin gar nicht mehr kaputt. Ich kann weiter laufen, immer weiter, immer schneller. Im nächsten Moment muss ich nach Luft schnappen, der Boden dreht sich. Aber es geht weiter, immer weiter. Ich verliere die Koordination, die Orientierung. Wo bin ich? Irgendwo im Wald. Ich stolpere bei jedem zweiten Schritt, aber ich merke nicht mehr, wie ich hinfalle. Wieder und wieder kann ich aufstehen und weiter laufen.

Der Boden ist nass und kalt. Inzwischen ist es bereits dunkel geworden. Ich sehe, dass ich mich übergeben habe. Aber ich kann aufstehen und nach Hause gehen.

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Samstag, 7. Januar 2012
So viel Raum
In mir ist ein kleines Zimmer.

Ich kann selbst entscheiden, ob ich die Tür öffne, wie lange ich bleibe und wann ich gehe. Es gibt zwei Eingänge bzw. Ausgänge, beide kann ich abschließen, sofern ich das möchte.

Jeden Tag bin ich in diesem Zimmer. Meistens kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich reingekommen bin. Aber letztendlich lande ich da. Manchmal ein paar Minuten, meistens Stunden. Seit Tagen, Wochen, Jahren.

Das Zimmer ist wahnsinnig schön. Es gab ein paar Renovierungen. Jede hatte was.

Derzeit ist das Zimmer klein mit einem großen Fenster, das fast eine Wandhälfte einnimmt. Stille, kein einziges Geräusch existiert. Und es riecht immer noch so gut nach ihm. Ansonsten sieht das Zimmer wieder genauso aus wie am Anfang. Über die Jahre gab es so viele neue Farben, Tapeten, Möbelstücke, Teppiche. Und jetzt? Es sieht genauso aus wie am Anfang. Exakt. Haargenau. Nun, es war nicht hässlich am Anfang, das nicht, aber es ist ein seltsames Gefühl, das Zimmer wieder genauso wie am Anfang zu sehen.

Ich weiß nicht, wie ich diese Erkenntnis einordenen soll.

Aber ich kann gehen, jederzeit. Und ich werde wiederkommen.

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